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8. April 2011 / bereg

Donauradweg zwischen Passau uns Wien, 4. Tag: Von Ybbs nach Krems

Beim Frühstück betrachten wir die Bilder, die über uns an der Wand hängen. Sie zeigen den Gastraum bei dem großen Hochwasser von 2002. Ich kann es kaum nachvollziehen, wie das Wasser, das jetzt hunderte von Metern von hier friedlich dahin plätschert, diese Stube bis zur Oberkante der Fenster überfluten konnte.

Es ist etwas kühler als gestern. Besonders der stürmische Westwind fühlt sich eisig an.

Hinter Ybbs folgt der Radweg der Dammkrone bis Melk. Der Wind ist so stark, dass die Wasserfläche zeitweise mit brechenden Wellenkämmen bedeckt ist.

Wir erreichen Melk, einen der Glanzpunkte der Donaufahrt. Hoch über uns thront die berühmte Benediktinerstift. Die Lage des nach Westen blickenden goldgelben Barockensembles ist großartig, seine Erscheinung läßt den Atem stocken.

Die Felsenkuppe wurde schon in der Römerzeit besiedelt. Im 11. Jahrhundert haben die Babenberger, die vor den Habsburgern diesen Teil Europas beherrschten, hier ihr Machtzentrum errichtet. 1089 zogen die Benediktinermönche in das neuerbaute Kloster von Melk ein.

Die Reformation hat das Kloster an den Rand des Untergangs gebracht. Erst die Gegenreformation hat die ersehnte geistige und wirtschaftliche Erholung ermöglicht.

Die heutige prächtige Barockanlage wurde ab 1700 in etwa vierzigjähriger Bauzeit erstellt. Mit der Stiftskirche und der grandiosen Bibliothek ist sie einer der größten Besuchermagneten Österreichs.

Der Klosterhügel ist hoch und steil. Noch vor einem Jahr hätten wir überlegt, ob wir die schwer bepackten Fahrräder hochschieben, oder aber mit dem Blick von unten uns begnügen sollen. Nicht aber mit BionX! Wir schalten auf eine etwas höhere Unterstützungsstufe und radeln  hoch wie Jan Ullrich am Col du Tourmalet.Im Kloster ist unter anderem auch eine Ausstellung zu sehen, in der Kirchenschatz, kirchengeschichtliche Gegenstände, Bilder und Skulpturen  gezeigt werden. Die Barockräume für diese Schau wurden nach moderner Ausstellungsarchitektur umgestaltet. Ich empfinde es als Verunstaltung. Schade, dass die Kuratoren mit den wunderbaren Barockräumen nichts anzufangen wußten.

Wir wechseln den Ufer. Auf der Brücke bläst der Seitenwind so brutal, dass wir streckenweise absteigen um nicht umgeworfen zu werden.

Nach einer kurzen Parallele mit dem Autoverkehr verlässt der Radweg die Landstraße und schlängelt sich in den Winzerdörfern der Wachau  weiter. Wein hat seine Erzeuger immer schon gut ernährt, die idyllischen Dörfer sind ausgeputz, eine gewisser gehobener Wohlstand ist nicht zu übersehen. Sowas gefällt nicht nur uns, sondern auch den unzähligen Touristen, die das heute eingeläutete Wochenende für einen Ausflug in die Wachau nutzen. Besonders in Dürnstein ist der Andrang groß. So fahren wir durch den Ort ohne anzuhalten.

Über Dürnstein erhebt sich eine Burgruine, wo Richard Löwenherz vier Monate lang gefangengehalten wurde, obwohl man ihn zuhause sehnsüchtig erwartet hat, wie es die Geschichte „Robin Hood“ uns berichtet.

Am Fuße des Burgbergs steht ein Denkmal. Es erinnert an den hier 1805 stattgefundenen Schlacht, in dem russische und österreichische Truppen unter General Kutuzow eine französische Formation besiegt haben.

Obwohl es noch frühe Nebensaison ist, ist es nicht leicht in Krems eine passende Unterkunft zu finden. Wieder ist es unsere Elektrounterstützung, die uns hilft. Wir finden ein Zimmer oben auf dem Berg über der Stadt, die wir sonst nicht hätten nehmen können. So aber lassen wir uns wie in einer Seilbahn hochziehen.

Fürs Abendessen steigen wir an einer tausendstufigen Treppe in die Stadt hinab. Nach der Heimkehr sind wir reif für das Bett.

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